„Der Streit – eine Unter-
suchung am offenen Herzen“
Die Tragik der wahren Liebe im Stadttheater Mödling
Welches Geschlecht war zuerst untreu? Der Mann oder die Frau? Um diese Frage dreht sich die Komödie „Der Streit“ von Pierre Carlet de Marivaux, geschrieben 1744, die im Stadttheater Mödling Premiere feierte. Marivaux konzipierte es als „als höfisches Lustspiel“: Ein Fürst lädt zu einem merkwürdigen Experiment - Er will die "frühesten Tage der Menschheit" wiederholen und am Beispiel von vier jungen Menschen, die komplett isoliert aufgewachsen sind, den immer wieder ausbrechenden Streit klären, ob die Unbeständigkeit in der Liebe ein männliches oder weibliches Erbübel ist.
Die im „Kaspar Hauser“-Stil aufgewachsene Menschen heißen nicht Adam und Eva sondern nun Eglé oder Adine. Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich diese bizarre Utopie als radikales Experiment am offenen Herzen der beteiligten Opfer, wie auch dem Begleittext zu entnehmen ist. Beim ersten Anblick einer Person des anderen Geschlechts stellt sich durchaus dieses sonderbare Gefühl namens „wahre Liebe“ ein. Doch schon bald kommen auch Eifersucht, Misstrauen, Neid und Niedertracht hinzu….
Vanja und Peter Fuchs, die für Regie und Raum verantwortlich zeichnen, inszenieren das Stück sciences-fiction-mäßig in eine raumschiffhafte Umgebung, garniert mit Robotern. Viktoria Hillisch, Stanislaus Dick, Anais Maria Golder und Adria Stowasser spielen die Jungverliebten packend und mit großer Hingabe. Immer wieder hofft man als Publikum letztendlich auf eine Wendung zum Guten, Wahren und Schönen. Doch der Schluss lässt den Besucher nach 70 Minuten etwas ratlos und nachdenklich zurück.
Trotzdem ist es ein packender Theaterabend zu dem großen Thema der Menschheit – die Liebe. Zu sehen im Stadttheater Mödling noch bis zum 27. Jänner 2024.
Michael Stenzel
www.theaterzumfuerchten.at/StadttheaterMoedling/
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