Der Frisör als Spießbürger

Fotos: Bettina Frenzel

„Figaro lässt sich scheiden“

im Stadttheater Mödling

 

 

 

Jahre nach Figaros Hochzeit erzählt Öden von Horvath die Geschichte dieser Beziehung weiter…

 

Aufgrund einer Revolution müssen Graf und Gräfin Almaviva gemeinsam mit den Bediensteten Figaro und seiner angetrauten Susanne das Land verlassen und werden zu Flüchtlingen. Die Monarchien brechen zusammen, Horvath hat diese Komödie auch als Antwort auf die politischen Verwerungen nach dem 1. Weltkrieg geschrieben.

 

Bei dem Wortwitz und den grandios geschliffenen Dialogen bleibt einem oft das Lachen im Halse stecken ob der dahinter verborgenen Tragödie. Das Stück – 1936 geschrieben - switcht in die damalige Zwischenkriegszeit und bildet aber auch zum Heute genügend Anknüpfungspunkte und Parallelen. Figaro ist inzwischen ein spießiger Friseur in Großhadersdorf geworden, dessen Kleinbürgertum seine Frau Susanne nicht mehr aushält. Ingmar Bergmann dürfte für sein Filmdrama „Szenen einer Ehe“ Anleihen bei diesem menschlichen Desaster genommen haben.

 

Öden von Horvath meinte selbst: „Alle meine Stücke sind eigentlich Tragödien, sie werden nur komisch, weil sie so unheimlich sind.“ Packend inszeniert, hervorragend vom ganzen Ensemble gespielt, ist dieser Theaterabend ein echtes Erlebnis. Eine unbedingte Empfehlung für einen tiefgehenden, nachdenklich stimmenden Theaterbesuch.

 

 

 

Michael Stenzel

 

 

 

Noch bis 21. Oktober 2023 im Stadttheater Mödling

 

 

https://www.theaterzumfuerchten.at/StadttheaterMoedling/

 


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